Vor rund zwei Jahren bin ich mit meinem Freund in die wunderschöne Pfalz nach Neustadt an der Weinstraße gezogen, direkt gegenüber von einem niedlichen Café. Kerim ist der junge Inhaber und führt es seit 2017. Wer aufmerksam ist erkennt, dass das Café Bäckerei Schloss 61 im Viertel um die Hambacher Straße ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt ist. Der 23-Jährige ist Gastgeber mit Herzblut und steht jeden Tag in seinem Laden. In Zeiten von Homeoffice habe ich meine Mittagspause mal genutzt um mehr über das Energiebündel in meiner Nachbarschaft zu erfahren.
Jeden Morgenfrüh öffnen sich die Türen des gläsernen Cafés, um die ersten Kunden zu begrüßen. Vom Pendler, Bauarbeiter, Pflegedienstpersonal, Senior, Schüler, Student, Geschäftsmann und Familie sind alle seine Kunden bzw. Gäste. Letzteres trifft es sogar etwas genauer, denn es ist keine Massenabfertigung. Er nimmt sich Zeit, hetzt nicht – außer wenn die Brötchen im Ofen sind. Er ist stets gut gelaunt und hat ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen, manchmal gibt‘s auch einen flotten Spruch dazu. Er kennt die Menschen, die täglich bei ihm ein und aus gehen, viele sogar ganz persönlich.

„Get together“ der Hambacher Straße
Das Café Schloss61 liegt direkt an der Hambacher Straße, oberhalb des Hauptbahnhofs von Neustadt an der Weinstraße. Außerhalb der Corona-Zeit lockt das kleine Café insgesamt mit 15 Sitzplätzen und ist ein Schmelztiegel verschiedenster Menschen: Jung und Alt treffen sich hier, plaudern und lachen gemeinsam. Zum Mittag gibt es einen Snack, am Nachmittag eine der leckeren Kuchenkreationen. Viele ältere Herrschaften haben die gemütliche Terrasse als wöchentlichen Treffpunkt auserkoren und diskutieren bei Kaffee und Kuchen über die kleinen und großen Weltgeschehen. Sind die Temperaturen mal kühler gibt es natürlich eine Decke, scheint die Sonne zu sehr ins Gesicht oder fängt es an zu tröpfeln wird die Markise ausgefahren. Hier soll sich schließlich jeder wohlfühlen – Kerim ist ein echter Gentleman und sorgt sich um seine Gäste. Das wundert nicht, denn der 23-Jährige hat das familiäre Gastronomie-Gen geerbt – Gastgeben ist voll sein Ding!
Kaffee-Kuchen-Herz-Balance in der Nachbarschaft
Das seit 2017 eröffnete Café bereichert die Frühstückstische und Kaffeetafeln der Anwohner in der Hambacher Straße. Kerim bietet neben Kuchen und Snacks ein vielfältiges Angebot an Brot, Brötchen, Gebäck, Frühstück, türkischen Spezialitäten, Dinge des täglichen Bedarfs – und im Sommer sogar Eis. Auch kann man bei ihm Torten nach Wunsch in Auftrag geben und sein Paket per DHL auf den Weg schicken. Neben seinem familiären Zulieferer für orientalische Spezialitäten sorgt Kerims Mutter ebenfalls für Abwechslung in der Auslage, denn Salate, manche Kuchen und Gebäckstücke werden höchstpersönlich zubereitet.

Kerims Café ist fester Bestandteil im Alltag vieler Menschen – manche Warteschlangen und eine gut besuchte Terrasse zeigen das. Neben leckeren Angeboten für knurrende Mägen und den Genuss, hat Kerim oft Zeit für einen Plausch, denn er serviert seinen Stammkunden mit dem Kaffee auch einige angenehme Worte. Mit den Postboten hält er ebenfalls ein Schwätzchen während er hilft, eine Schar Pakete in die kleine DHL-Annahmestelle zu bugsieren – auch hierbei wird ordentlich gelacht und die gute Laune verteilt sich wohltuend im Café. Aktuell fällt ihm das Lachen aber etwas schwer … Corona drückt die Stimmung und nimmt die Leichtigkeit eines jeden Gastronoms.
Corona versalzt das süße Cafétreiben
Eigentlich hatte Kerim den Lockdown zu Beginn des Jahres halbwegs gut überstanden: Die krassen finanziellen Einbußen konnte der Jungunternehmer durch die schnelle Zahlung der Soforthilfe der Bundesregierung abfedern. Mieter und Lieferanten begegneten ihm glücklicherweise mit Verständnis – gemeinsam schafft man es eben durch die Krise. Bereits nach dem ersten Lockdown merkte der Jungunternehmer, dass die Menschen weniger unternehmungsfreudig sind und sogar den Gang zum Bäcker scheuen. Er behielt gekürzte Öffnungszeiten bei, da der gewohnte Nachmittagsverkehr geringer oder gänzlich ausfiel. Die Kunden verstehen das natürlich und freuten sich einfach, dass das Café wieder komplett offen war – genauso wie Kerim. Seine gute Laune und die Energie bekam mit dem zweiten Lockdown jedoch jäh einen Knacks. Die Menschen gehen noch seltener raus, sind verunsichert. #supportyourlocals ist noch wichtiger als es im ersten Lockdown der Fall war, denn weitere Minusrunden werden die wenigsten Cafébesitzer und Gastronomen vertragen.