Am Anfang einer jeden Reise steht die Planung. Als Liebhaber analoger Dinge, kauften wir für die Backpackingtour über die Blumeninsel den roten Wanderführer Madeira vom Bergverlag Rother in der 13. (aktualisierten) Auflage aus dem Jahr 2018. Zahlreiche Levada- und Bergwanderungen werden in diesem Reiseführer vorgestellt und beschrieben.
Zwei Trekkingtouren haben wir für unsere Inselüberquerung ausgewählt. Leider gab es bei der Beschreibung einige Ungenauigkeiten, die uns am Ende in der realen Umsetzung der Reiseplanung große Augen, einige Schweißperlen mehr und einige Nerven gekostet haben.
Erfahrungen Trekkingtour Nr. 35
Vom Pico Ruivo zum Encumeada-Pass
Für unsere dritte Etappe wählten wir diese Tour aus. Neben Karten hatten wir vollstes Vertrauen in die Tourenbeschreibung des Autors im Gepäck.
Mithilfe der Legende ist der Schwierigkeitsgrad ‚mittel‘ im Wanderführer für diese Tour vermerkt, Kinder sollten diesen Weg ebenfalls schaffen.
Die Gehzeit ist mit 5 Stunden angegeben (in der Auflage von 2019 mit 5h 30 Min.). Gehzeit meint hier die Zeit ohne Pause & Co. Da die Strecke vom Pico Ruivo rein streckenmäßig betrachtet nicht weit war (11-13 km) und die Beschreibungen des Reiseführers nicht allzu kompliziert klangen, verließen wir erst gegen 11.30 Uhr den Gipfel des Pico Ruivo. Aufgrund der Bescheibung stellten wir eine eigene Zeitrechnung mit kleinen Verschnaufpausen auf: mit Gepäck bräuchten wir geschätzt 7 Stunden.
Das klang irgendwie realistisch.

Mit der Realität unter den Füßen betrachtet? Nun, nach wenigen Kilometern auf der beschriebenen Route wurde uns langsam klar, dass der Weg vor uns und die Recherche des Rother Wanderführers ziemlich weit auseinander klafften.
Die Beschreibung der gesamten Tour ist für diese ambitionierte Strecke viel zu kurz geraten. Wichtige Wegmarker, wie z.B. markante Plätze, Felsen oder Treppen, die einem die Orientierung erleichtern würden, werden einfach weggelassen – selbst dann hätte man noch genug eigene Orientierung mitbringen müssen. Zusätzlich sind die Wege auf ganzer Strecke sehr steil und schmal, oftmals müssen auch große Treppenstufen erklommen oder hinab gestiegen werden. Die Wege sind seit dem ersten Kilometer sehr zugewachsen, eine Machete wäre teilweise wünschenswert gewesen. Oftmals fehlen an schmalen Pfaden und Treppen Sicherungen oder sind nicht nutzbar.
Ein besonderer Hinweis, auf den sich interessierter Wanderer verlassen könnten, macht einem besonders Sorgen: Der Autor gibt an, dass die Möglichkeit einer Übernachtung auf diesem Weg besteht. Das ist mitunter der fatalste Hinweis in diesem Zusammenhang mit dieser Tour, da wir zu keiner Zeit einen geeigneten Ort für ein Zelt gefunden haben. Die Plätze und Pfade sind viel zu schmal, rechts und links geht es bergab. Besonders in der Dunkelheit ist das Risiko hoch, fehl zu treten und abzustürzen. Zudem gibt es nur an einer Stelle Wasser und diese befindet sich ziemlich weit unten Richtung Encumeada-Pass/ Passstraße. Wer sich auf diese Aussage verlässt und den Aufstieg zum Pico Ruivo oder Abstieg vom höchsten Gipfel Madeiras an zwei Tagen plant, wird in Probleme geraten.
Nun ist einem bewusst, dass man in einem Wanderführer keinen Platz für ausschweifende Beschreibungen hat, aber ist es zu viel verlangt so eine harte Strecke realistisch darzustellen? Zudem ist die Einordnung des Schwierigkeitsgrads absolut falsch – es ist ein schwieriger Wanderweg, der für Kinder absolut ungeeignet ist.

Erfahrungen Trekkingtour Nr. 34
Vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo
Ein Großteil der Strecke an unserem zweiten Tag in den Bergen, der Etappe 2, bestand aus diesem Weg. Die Beschreibung und Gehzeit ist etwas spärlich – 5 Stunden 30 Minuten für diese Strecke hin und zurück. Auch hier ist die reine Strecke mit 11,5 km nicht lang, aber die Streckenführung hat es eben in sich.
Mit unseren Rucksäcken haben wir vom direkten Einstieg an der Kuppel am Pico do Arieiro zu unserem kleinen Zeltplatz zwischen Pico Ruivo und Achada do Teixeira rund 5 Stunden gebraucht – eine Strecke. Nun braucht es mit Gepäck natürlich länger als ohne, dennoch erschien uns die angegebene Zeit als etwas knapp für hin und zurück.

Interessanterweise wird dieser Weg im Wanderführer als schwer eingeordnet, obwohl der Pfad im Vergleich zur Strecke zum Encumeada-Pass ziemlich gut ausgebaut ist, Sicherungsseile hat und kaum zugewachsen ist – es geht halt mehrheitlich steil hoch und runter. Dadurch ist die Strecke für viele Menschen geeignet, dieses Mal sogar für Kinder, was im Wanderführer nicht vermerkt ist. Der Weg ist eigentlich ein Wanderweg mit mittlerem Schwierigkeitsgrad. Es gibt genügend Platz für Pausen und eine sehr gute Infrastruktur. Wasser gibt es hier nur am Pico do Arieiro und an der Casa de Abrigo, unterhalb des Pico Ruivo.
Grundsätzlich haben wir uns gefragt, wann der Autor diese Routen abgelaufen ist. Die Bilder wirken etwas alt und nicht aktuell. Das könnte man noch verschmerzen, wenn die Angaben und Routenbeschreibungen wenigstens stimmen würden.
Wie sind eure Erfahrungen mit diesem Wanderführer? Welche Routen habt ihr schon entdeckt? Teilt gerne eure Erfahrung mit einem Kommentar. 🙂